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1428. März 26. Brieg.

f. 6. a. palm.

Die Hussiten, welche seit dem Anfange dieses Monats Schlesien verwüsten, kommen auch vor Brieg, welche Stadt von ihrem Landesherrn aufgegeben wird. Die Hussiten besetzen die Stadt, zünden die Nicolaikirche an und entweihen die Stiftskirche zur heil. Hedwig dadurch, dass sie dieselbe als Pferdestall benützen. Rosicz bei Sommersberg I. 75, vergl. Glawnig, Brgr. Wochenbl. vom J. 1794, S. 50, und die Umschrift eines noch heute in der Nikolaikirche aufbewahrten Passionsbildes (vergl. unten zum J. 1443). Die Preisgebung der Stadt ward schon von den Zeitgenossen als etwas Schmachvolles angesehen, wie dies auch ein Brief des Königs von Polen, Wladislaw, an den Herzog Konrad den Kantner vom 1. April 1428 offen ausspricht (bei Scultetus ann. Gorlicenses II. p. 82 b., Görlitzer Handschrift). Verrätherei jedoch war sicher dabei nicht in Spiele, und vollkommen unglaubwürdig ist das Geschichtchen, welches uns der Biograph Sigismund's, Eberhard Windeck (bei Menken Ss. rer. Germ. I. col. 1205) auftischt, wonach Herzog Ludwig durch die Spielleidenschaft seiner Gemahlin Elisabeth von Hohen­zollern in immer neue Geldverlegenheiten verwickelt, seine Unterthanen und besonders die Brieger allzusehr mit Steuern und Beden heimgesucht, und als diese endlich nicht mehr zahlen wollten, aus Zorn darüber die Thore der Stadt den Hussiten hat öffnen lassen. Die fortwährenden Geldverlegenheiten sind allerdings Thatsache, die Spielsucht der Herzogin ist bei dem Fehlen jedes sonstigen Zeugnisses dafür zweifelhaft, des Herzogs geheimes Abkommen mit den Hussiten aber ist sicher erfunden. Im Gegentheil rühmt Bischof Konrad von Breslau in einem Briefe an den Hochmeister des deutschen Ordens vom 21. Mai 1428 (Staatsarchiv zu Königsberg) den Herzog Ludwig als einen der wenigen schles. Fürsten, die mit den Hussiten sich gütlich zu vertragen nicht gewillt wären, und dem entspricht dann auch sein Verhalten im J. 1432, vergl. unten No. 873. Wenn Schickfus lib. IV. fol. 78 berichtet, die flüchtenden Brieger hätten sich durch den Abbruch der Oderbrücke vor den Verfolgungen gesichert, so ist dies nicht genau. Wie wir aus guter Quelle wissen, hatte Kath. von Stewitz namens ihres abwesenden Gemahls Nicolaus, des Hauptmanns von Namslau, auf den Wunsch der Namslauer und der Landstände Herzog Ludwig gebeten, die Brücke abbrechen zu lassen, doch hatte dieser sich nur dazu verstanden, dieselbe als Zugbrücke einrichten zu lassen.

P.-A. J. Frobenii annales Namslavienses eingeklebtes Blatt bei f. 20.


Codex Diplomaticus Silesiae, hrsg vom Vereine für Geschichte und Alterthum Schlesiens, Bd 9, Urkunden der Stadt Brieg. Urkundliche und chronikalische nachrichten über die Stadt Brieg, die dortigen Klöster, die Stadt- und Stiftsgüter bis zum Jahre 1550. Hrsg Dr. C. Grünhagen, Breslau 1870.



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